LOKI & SLEIPNIR
Eines der bekanntesten Tiere in der nordischen Mythologie ist das Streitross Sleipnir, dessen Geschichte ein der wundersamsten ist. Seine Eltern sind der Gott Loki und der Hengst Svadilfari. Loki ahnte, er könnte auch sein viertes Kind nicht vor Odin verstecken und in Sicherheit bringen. So entschloss er sich, direkt nach Asgard zu gehen und Odin seinen Sohn als Geschenk zu überreichen. Als er dort ankam, flüsterte er Sleipnir ins Ohr, er solle Odin den Ritt seines Lebens bescheren. Odin war hin und weg von diesem Ross, stieg auf und Sleipnir rauschte mit ihm hinauf in den Himmel. Er zeigte ihm, was für ein gigantisches Ross er war. Odin war so begeistert, dass er Loki das Pferd abkaufen wollte. Aber Loki wollte keinen Reichtum, er wollte nur das Versprechen, dass er sich gut um ihn sorgte und ihm niemals etwas antun würde. Doch Odin verstand nicht und konnte es nicht fassen, dass Loki ihm das Pferd so einfach überlassen würde. Erst viel später, als Odin bei den Nornen war, spürte und sah er tief in sich drin, dass sein Ross in Wahrheit der Sohn Lokis war und dass Loki ihm sozusagen sein letztes Kind geopfert hatte. Odin aber liebte Sleipnir, tat ihm nie etwas zuleide und hielt sein Versprechen. Später, als Loki bei den Asen wohnte, ritt auch er nachts heimlich mit seinem Sohn aus. Sleipnirs Gestalt war einmalig. Mit seinen acht Beinen war er wunderschön anzusehen. Er strotzte vor Kraft und Stärke und wurde auch „Der Gleitende“ genannt. Er war das schnellste Pferd überhaupt, nichts hielt ihn auf. Er konnte über Wasser, Land und Luft dahingleiten. Seine Stärke war so groß, dass er damit Odins Leben retten konnte. Er getraute sich sogar, mit Sleipnir ins Totenreich zu reiten, um die Träume seines Sohnes Balder zu ergründen und die Wala auferstehen zu lassen. Als nach dessen Tod Hermod auf Sleipnir ins Totenreich ritt, wunderte er sich, dass dieser den Weg wie von selbst ritt. Wusste er doch nicht, dass Loki mit seinem Sohn oft seine Tochter, die Totengöttin Helja, in ihrem Reich besuchte. In der letzten großen Schlacht ritt Odin auf Sleipnir ins Gefecht.
Sleipnir ist bis heute in den Herzen der Menschen geblieben. Brauchtümer in
Mecklenburg-Vorpommern bezeugen, dass dem Pferde zu Ehre Opfer in Form von Heu auf dem Acker zurückgelassen wurde. Ebenso unterlassen es die Bauern am Mittwoch, dem
Wodanstag, Lein zu jäten, damit sein Pferd Sleipnir nicht die Samen mit seinen acht Hufen zerstören kann. Sleipnir soll auch der Stammvater des Pferdes Grani sein, des großen Helden
Siegfried.
AUSZUG AUS DEM BUCH: „DIE NORDISCHEN GÖTTER“ – www.ayons-welt.de